Eröffnung des Bistumsjahr in Chur - Herzensanliegen unseres Bischofs

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Liebe Mitfeiernde

Ich möchte diese Predigt mit den letzten Worten der vorherigen Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom beginnen: «Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen». Wir sind heute hier zusammengekommen als Pilger der Hoffnung, wie das Motto des Heiligen Jahres 2025 lautet. Es handelt sich um eine Hoffnung, die nicht in uns selbst die Quelle hat, sondern in der Glaubenszuversicht, dass Gott – unser gemeinsamer Himmlischer Vater – uns alle liebt. Es ist die Hoffnung, welche Jesus uns hinterlassen hat, der uns versicherte: «Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt». Es ist die Hoffnung, die der Heilige Geist in unseren Herzen stets ernährt.

Das Bistumsjahr will eine Umsetzung des Heiligen Jahres für unser Bistum sein, bekanntlich unter dem Motto: Hören, handeln, hoffen. Wir eröffnen dieses Bistumsjahr ausgerechtet am Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Das Geheimnis der Dreifaltigkeit stellt die Grundlage des christlichen Glaubens dar, den alle Christen von Anfang an bekennen. Im ersten Augenblick mag die Wirklichkeit der Dreifaltigkeit Gottes schwerverständlich erscheinen. Ich möchte deswegen versuchen, mit dem Motto des Bistumsjahres diesem Geheimnis näher zu kommen.

Wir sind uns alle bestimmt einig, dass es nur einen einzigen Gott geben kann. Von Gott zu sprechen, bedeutet zu verstehen, dass es nicht möglich ist, dass es mehrere Götter gibt. Das Absolute, um absolut, ewig, allumfassend und unveränderlich zu sein, kann nur ein Unikat sein. Dieses Eine ist gleichzeitig das Leben in Fülle, das Leben schlechthin, der Ursprung und die Quelle allen Lebens, aller Lebendigen. Leben ist Dynamik, Leben ist Fruchtbarkeit, Leben ist Kommunikation, Dialog, Liebe. Der eine Gott muss in sich selbst zugleich Unendlichkeit der Liebe, der Kommunikation, des Austausches sein. Er muss eine so innige Liebesbeziehung sein, dass aus dieser Liebe stets das gesamte Universum hervorgeht, geschaffen wird und fortwährend besteht.

Im heutigen Evangelium haben wir gehört, wie Jesus vom dauernden, restlosen, liebenden Austausch in Gott zwischen Vater, Sohn und Heiligen Geist spricht. Der Vater ist ganz liebendes Ohr gegenüber dem Sohn. Die vollständige Mitteilung seiner selbst seitens des Vaters ist der Sohn, die Erzeugung des Sohnes. Der Sohn hat liebend kein Geheimnis seinem Vater gegenüber. Jesus ist reines, absolutes Vertrauen in seiner Beziehung zum Vater. Dieser sich schenkende, restlose, gegenseitige, liebende Strom zwischen Vater und Sohn, ist die Liebe selbst, der Heilige Geist. Gott ist Familie schlechthin, total, ohne Grenzen. Gott ist einer, ein einziger, aber er ist zugleich drei grenzenlose Beziehungen, mit eigener Persönlichkeit. Dies bleibt ein grosses Geheimnis. In unseren Herzen – aufgrund der tiefsten Sehnsucht in unseren Herzen – erahnen wird aber, dass es nicht anders sein kann. Diese Fülle der Beziehung in Gott – wir könnten von der unendlichen Synodalität Gottes sprechen – begründet die Synodalität der Kirche und überhaupt, was uns Menschen einigt und ist Wesensvoraussetzung für den Dialog, die Partnerschaft, den Austausch zwischen uns Menschen. Ohne zu hören, ohne überzeugt zu sein, dass das, was wir von den anderen und durch die anderen erfahren, lernen und empfangen lebenswichtig für uns und für unser Wachstum ist, ist Menschliches nicht möglich. Wenn wir erfahren wollen, was Gott uns mitteilen möchte, sollten wir unser Herz ganz offen halten für das, was die anderen mit ihrer Existenz und ihrem Tun, mit ihren Worten, Handlungen und Haltungen uns mitzuteilen versuchen. Nur in diesem Hören kommen wir in Beziehung zu Gott. Wenn die Menschen in Welt und Kirche dies besser beherrschen würde, würde in Welt und Kirche mehr Frieden möglich sein.

Gott ist aber ein Gott, der nicht in der Oase des Liebesrausches in sich selbst verbleiben wollte bzw. will. Die Liebe ist seit Ewigkeit dauern expansiv. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden. Er ist sichtbare Wirklichkeit und klarer Beweis, dass der göttliche Liebesdialog unbedingt bei den Menschen gegenwärtig sein will, und zwar in ihren Herzen, vereint mit allen Menschen und mit jedem Menschen. Gott hat nicht auf Distanz, ohne sich zu beschmutzen, eine märchenhafte Welt organisierst, sondern er ist durch und durch Mensch geworden, um unser Schicksal zu teilen, er ist Leiden, Dreck, Tod, Dunkel und Scheitern geworden, ganz identifiziert mit dem Unserem. Dadurch hat er all das geheilt und erlöst. Gott, in seiner Suche des Niedrigen und Leidenden, hat eine besondere Vorliebe für die Hungrigen, Durstigen, Kranken, Einsamen, Deprimierten, Flüchtlinge, Gefangenen, Verfolgten und ungerecht Behandelten: «Was ihr einem dieser meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan» (Mt 25,40). Diese sind nicht bloss Objekte, Empfänger unserer besonderen Zuneigung, sondern Mittelpunkt, Protagonistinnen und Protagonisten des Lebens und Wirkens der Kirche. Ohne Diakonie, ohne diakonisches Handeln gibt es keine christliche Kirche. Entweder sind wir in der Nachfolge Christi für die Benachteiligten und Entrechteten da, oder sonst ist unser Kirchesein nur Fassade. Es ist wunderbar, dass wir hier heute im Freien feiern, im Herzen der Stadt. Das heisst: Mit offenen Armen und Herzen für alles, was in dieser Stadt und im Kanton Betreuung, Geborgenheit, Nähe und Zärtlichkeit braucht. Das Bistumsjahr ist keine innerkirchliche Angelegenheit. Wir möchten vielmehr, dass das Bistumsjahr ein hoffnungsvolles und hoffnungsschenkendes Unterwegssein aller und allen gegenüber darstellt. Christus hat am Kreuz und mit seiner Auferstehung die universelle Geschwisterlichkeit besiegelt. Er, der Sohn Gottes, hat sein Leben hingegeben damit alle Menschen als Kinder Gottes Geschwister untereinander werden können.

Die Hoffnung, die uns beseelt, darf als christliche Hoffnung weder Privateigentum, noch zum Eigennutz verstanden und gelebt werden. Der Auftrag unseres Erlösers und Heilands ist sehr klar: «Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen» (Mk 16,15). Da entdecken wir den Heiligen Geist als dauernden Ansporn der Evangelisierung. Sein Wirken hört niemals auf. Die Liebe lässt sich nicht eingrenzen, die Liebe überspringt alle Barrieren und Mauern, die Liebe lässt sich nicht klein kriegen, versperren, zähmen, oder besiegen. Die Liebe ist in ihrer Ohnmacht mächtiger und robuster als der Tod. Die Liebe hat Zukunft. Sie durchtränkt die Gegenwart und führt uns zuversichtlich in die Zukunft. Nur die Liebe ist die erste und letzte Erklärung des gesamten Universums und der menschlichen Existenz. Seien wir tagtäglich und bis zum letzten Augenblick unseres irdischen Daseins Lernende der Liebe. So werden wir als Gläubige, als Bürgerinnen und Bürger mitten in der Welt Sauerteig und Katalysatoren einer besseren und friedvolleren Welt sein können.

Machen wir uns im ganzen Bistum Chur daran, hörend, handelnd und hoffend, als bunte geschwisterliche Gemeinschaft, gesegnet von dem Dreieinigen Gott. Amen.

 

Chur, 15. Juni 2025

Joseph Maria Bonnemain
Bischof von Chur

 

 

Grussworte des Bischofs an die Festgemeinde

Geschätzte Frau Regierungsrätin, liebe Carmelia
Geschätzter Herr Stadtpräsident, lieber Hans Martin
Geschätzter Herr Präsident des Landeskirchenvorstandes, lieber Thomas
Liebe Mitglieder des Bischofsrates
Liebe Priester, Diakone, Seelsorgerinnen und Seelsorger, liebe Ordensangehörige
Liebe Vertreterinnen und Vertreten der Landeskirchen unseres Bistums
Liebe Schwestern und Brüder
Care sorelle e cari fratelli
Caro sisterns e frars

Jetzt, bei dieser feierlichen Eröffnung des Bistumsjahres, bin ich zutiefst bewegt. Vor etwa zwei Jahren hatte ich die Inspiration, dieses Sonderjahr auszurufen. Der Bischofsrat hat mich sofort unterstützt und wir begannen es zu planen. Es geht darum, eine Dynamik im Bistum zu entfachen, die wie Sauerteig und Katalysator mitten in der Gesellschaft wirken sollte. Es geht um eine geistige Vitalität, welche die Geschwisterlichkeit in Kirche und Gesellschaft, einen wagemutigen sozialen bzw. diakonischen Einsatz und ein freudiges Weiterschenken der Frohbotschaft überall zustande bringt.

Von Herzen danke ich allen, die die Verwirklichung dieses Unterfangens mitgetragen haben. Ich sage Dank ganz besonders dem Organisationskomitee des gesamten Jahres und jenem der heutigen Feier. Ich danke nun alle Mitfeiernden und allen im Bistum, die Tag für Tag das kirchliche Leben unter dem Motto: Hören, handeln und hoffen gestalten werden. Danke!

 

 

Grussworte des Präsident des Landeskirchenvorstandes, Thomas M. Bergamin

Geschätzter Bischof Josef Maria,
liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
sehr geehrte Damen und Herren,

als Präsident des Landeskirchenvorstandes der Katholischen Landeskirche Graubünden darf ich Ihnen heute zu Beginn dieses Bistumsjahres herzliche Grüsse überbringen und dies aus einem Kanton, der so bunt und vielstimmig ist wie das Evangelium selbst.
In Graubünden leben wir unseren Glauben auf Rätoromanisch, Italienisch und Deutsch – rumantsch, italiano et tedesco. Drei Sprachen, drei Kulturen, viele Ausdrucksformen – und doch eine Kirche. Eine Kirche, die sich gerade in ihrer Vielfalt als lebendig, offen und tragfähig erweist.

Auch das Motto dieses Bistumsjahres spiegelt für mich etwas von dieser Dynamik wider:
„Ha, ha, ha – hören, handeln, hoffen“.
Ein ungewöhnliches Motto – leicht auf den Lippen, aber tief in der Bedeutung.


Hören – das ist der Anfang.
In unseren Pfarreien und Gemeinschaften wissen wir: Wer hören kann, schafft Gemeinschaft.
In jeder Sprache klingt Gottes Wort anders – und doch ist es derselbe Gott, der spricht.
Im aufmerksamen Zuhören entdecken wir, was Menschen bewegt und beschäftigt – auch an den Rändern unserer Gesellschaft.


Handeln – das ist der Schritt nach vorne.
Unsere Verantwortung endet nicht bei schönen Worten. Als Kirche vor Ort – ob im Tal oder auf dem Berg, in grossen und kleinen Gemeinden – wollen wir den Glauben in Taten/Handlungen umsetzen: durch Diakonie, Bildung, Seelsorge, Präsenz.
Dabei braucht es manchmal auch das, was dieses Motto augenzwinkernd andeutet:
ein befreiendes Lachen. Ha, ha, ha – nicht oberflächlich, sondern aus der Tiefe der Freude, dass Gott mit uns geht, uns immer zur Seite steht.


Hoffen – das ist die Mitte.
In einem Kanton, der geografisch weit, sprachlich vielfältig und konfessionell durchmischt ist, ist Hoffnung der Kitt, der uns verbindet.
Hoffnung hilft uns, nicht bei den Problemen zu verharren, sondern auf das hinzuleben, was gemeinsam möglich ist.
Gerade als katholische Landeskirche im grössten Kanton der Schweiz glauben wir an die Kraft der Hoffnung, welche Brücken baut.
So wünsche ich uns allen für dieses Bistumsjahr offene Ohren, lebendige Hoffnung, tatkräftige Hände – und ein weites Herz für die Vielfalt, die Gott uns anvertraut hat.


Mit herzlichen Grüssen aus dem dreisprachigen Graubünden –
cun cordialas salids, con cordiali saluti, mit herzlichen Grüssen –
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns allen ein gesegnetes Bistumsjahr und heute einen wunderbaren Tag hier in Chur.
Engraziel, Grazie, Danke

 

 

Replik auf den Bistumstag

Manuela Moser, Informationsbeauftragte des Generalvikars Luis Varandas, berichtet über den ersten Bistumstag:

800 Menschen feiern in Chur

 

Chur, 15. Juni 2025

Nicole Büchel
Kommunikationsverantwortliche Bistum Chur

Fotos: Dirk Frischknecht

 

 

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